Internationales Workcamp im Stiftungsland Nordoer Heide
Wer in den letzten Tagen das Naturschutzgebiet Nordoer Heide durchstreifte, konnte 15 junge Menschen aus verschiedenen Ländern tatkräftig anpacken sehen. Es wurden Birke, Brombeere, Weißdorn und Nordamerikanische Traubenkirsche gerodet, damit es nicht so viel Wiederausschlag gibt. In der Feuchtheide wurde diese Maßnahme wegen des Lungenenzians, der Erikaheide und des Waldläusekrauts durchgeführt. In den trockenen Bereichen der ehemaligen Offenbodenflächen, die früher abgeplaggt wurden, sollen Arnika, Tausendgüldenkraut, Heidenelke und Besenheide davon profitieren, erklärt Antje Walter, Projektmanagerin der Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein.
Antje Walter: „Diese Fläche ist kein Naturschutz in dem Sinne, dass es Wildnis ist, sondern die Fläche ist deshalb so wertvoll, weil sie früher durch Panzer und Fahrzeuge offengehalten wurde. Heute fehlen uns die Sachen, die zu einer Dynamik führen könnten. Brände werden sofort gelöscht, zu viele Nährstoffe von oben, sodass die Flächen viel schneller zuwachsen als früher. Wenn wir die Arten, die hier wertvoll sind, die vielen, vielen Rote-Liste Arten, für die wir hier verantwortlich sind, erhalten wollen, dann müssen wir die Flächen offenhalten“.
In diesem Jahr konnte die Stiftung das Internationale Workcamp aus personellen und finanziellen Gründen nicht allein durchführen. Die Gemeinde Kremperheide und der Sportverein Kremperheide kamen zur Hilfe und übernahmen eine Woche das Workcamp in eigener Verantwortung. Antje Walter ist dankbar, dass die Gemeinde es als so wichtige und große Bereicherung empfindet. Das Camp wurde nicht von Seiten der Stiftung finanziert, sondern durch Förderung der Stiftung „Natur im Norden“. Die Stiftung Naturschutz Schleswig-Holstein stellte Personal und Organisation zur Verfügung, aber die Finanzierung der Teilnehmerbeiträge wurde komplett durch die Stiftung „Natur im Norden“ übernommen. Die Teilnehmer selbst arbeiteten ehrenamtlich in ihrer Freizeit.
Die Teamer Tim Rautenberg und Friedel Pape, beide aus Wiesbaden, kümmerten sich um die Teilnehmer (acht Männer und sieben Frauen) aus Deutschland, Italien, Großbritannien, Frankreich, Russland, Spanien und Mexico, die Camp-Sprache ist Englisch. Die Teilnehmer übernachteten im Sportlerheim, und der TSV kümmerte sich rührend um ihr Wohlergehen. Firma Pohl-Boskamp aus Hohenlockstedt unterstützte einen Ausflug der Jugendlichen in ihrer Freizeit, nach Hamburg, indem sie die Fahrtkosten trug. Die Teamer hatten ständig ein Auge auf die Teilnehmer. Sie trafen keine Entscheidungen für die Gruppe, sondern koordinierten die Entscheidungsprozesse. Die Gruppe organisierte sich selbst mit Hilfe der Teamer und die Anweisungen erhielten die Teamer von der Stiftung.
Friedel: „Nach dem Abitur habe ich im hessischen Landtag ein „Freiwilliges Soziales Jahr“ (FSJ) in der Verwaltung absolviert. Das wurde von „Internationale Jugend Gemeinschaftsdienste“ (IJG) angeboten, sie arbeiten unter anderem im Workcamp Bereich. Nach meinem FSJ habe ich mit Tim im Workcamp Bereich gearbeitet.“ Friedel studiert Politikwissenschaft und Philosophie, allerdings arbeiten seine Eltern im Naturschutz und haben ihn geprägt. Friedel: „Die Klimakatastrophe ist da und wird schlimmer. Auch wenn wir sie mit diesen Arbeiten nicht bewältigen können, ist es trotzdem der Beitrag, den wir leisten können“. Friedel und Tim sind das zweite Mal dabei. Sie haben Erfahrung und freuen sich, dass die Arbeit vom Vorjahr erfolgreich war.
Vasilisa aus Moskau studiert dort Öffentlichkeitsarbeit: „Ich mag gerne in fremde Länder reisen, die Menschen dort kennenlernen, mit ihnen kommunizieren, arbeiten, zudem liebe ich die Natur“.
Oihan aus Spanien: „Ich liebe es, Menschen aus anderen Kulturen kennenzulernen. Hier kann ich lernen, wie man arbeitet und dann die Erfahrungen mit nach Hause nehmen. Dort werde ich anpacken und die Erfahrungen in mein privates Leben einfließen lassen“. Oihan studiert Football-Wissenschaften und lernt alles was mit Football zu tun hat. Mit dem Knowhow kann er später zur Universität gehen, Sport oder Psychologie studieren.
Melina aus Paderborn: „Von der IJG habe ich einen Werbestand in der Uni gesehen. Da ich in den letzten Semesterferien nur zuhause herumgesessen habe, kann ich mich jetzt für die Umwelt einsetzten. Zuhause interessiere ich mich auch für Natur, stelle zum Beispiel meine eigene Natur-Kosmetik her. Ich mag die schöne Umgebung, kann meine Energie rauslassen und der Umwelt was Gutes tun“. Melina studiert Sonderpädagogik, will nach dem Studium Logopädie oder Lernpädagogik lernen, um mit Kindern im Ausland zu arbeiten. Schon jetzt sind ihre Schwerpunkte emotionale und soziale Entwicklung.
In der zweiten Woche leitete die Gemeinde Kremperheide das Projekt. Gemeindevorarbeiter Michael Molde und seine Kollegen arbeitete mit den jungen Teilnehmern hauptsächlich im Bereich Birkenweg. Dazu gehört auch der Abenteuerspielplatz. Dort leisteten u.a. Capucine aus Frankreich, Wrenwa aus Mexico und Sinead aus Großbritannien ihren ersten Arbeitstag der zweiten Woche mit Säubern der Sand-Grasübergänge ab. Geplant waren noch der Spielplatz am Bentheim, die Schulhof Pflege und der Badesee.
Insgesamt zwei gelungene Projekte. Die Jugendlichen waren zwar am Ende ausgepowert, aber auch froh, die Erfahrung der körperlichen Arbeit für die Natur machen zu dürfen. (Jutta Sötje)