ALS-Selbsthilfegruppe: “Rolliwanderung“ durch die Nordoer Heide

Rund zweieinhalb Stunden war die Gruppe im Grünen unterwegs
Fotos: Jürgen Müller-Tischer

Die Amyotrophe Lateralsklerose (kurz: „ALS“) ist eine außergewöhnliche Erkrankung des motorischen Nervensystems, die relativ schnell einen Rollstuhl erfordert, um noch beweglich zu bleiben und aktiv am Gemeinschaftsleben teilzunehmen. Davon lässt sich jedoch die Itzehoer ALS-Selbsthilfegruppe, welche zur Deutschen Gesellschaft für Muskelkranke (kurz: „DGM“) gehört, nicht beirren, weshalb auch zu Corona-Zeiten die vor Kurzem durchgeführte jährliche „Rolliwanderung“ durch die Nordoer Heide nicht fehlen durfte.

Bergauf und bergab führte Hans Mölln aus Kremperheide die Gruppe mit acht Rollstuhlfahrern samt Begleitung, eine perfekte Strecke, um sich im Gelände zu erproben. Nach einer Stunde wurde die wohlverdiente Pause am Picknickplatz genutzt, um Ziegen und Rinder zu beobachten sowie den Erzählungen von Hans Mölln zu neuen Entwicklungen in der Heide zu lauschen. Nachrundzweieinhalb Stunden war das Ziel erreicht und es konnte – natürlich unter Einhaltung der Abstandsregeln – im Heidehaus eingekehrt werden.

Hilfreich war bei der Wanderung vor allem ein Hilfsmittelhersteller, der es auch denjenigen, die noch nicht im Rollstuhl sitzen, eine Testfahrt ermöglichte. Vor allem an Stellen, wo es stärker bergab geht, kann sich das Justieren der Geschwindigkeit als Herausforderung herausstellen und auch das Fahren von Kurven will erprobt werden. „In diesem Jahr hing die Aktion am seidenen Faden“, merkte Hanne Nuijen-Bodenstein an. Sie ist Mitarbeiterin bei der Selbsthilfekontaktstelle KIBIS Itzehoe, dem Standort, an dem sich die ALS-Selbsthilfegruppe eigentlichen jeden dritten Dienstag im Monat trifft. Durch die weiterhin andauernde Pandemie sind die Treffen allerdings seit einem halben Jahr nur per Videokonferenz möglich, die Wanderung war tatsächlich das erste Mal, dass sich die Gruppe seit dem Lockdown wieder persönlich getroffen hatte. „Es ist ganz wichtig, diese sozial-emotionale Ebene wieder hervorzuheben, da viele unter der Isolation gelitten haben“, fügte Hanne Nuijen Bodenstein hinzu.

Für die Zukunft besteht selbstverständlich der Wunsch, sich voraussichtlich nach dem Winter wieder physisch zusammensetzen zu können. Dafür hat Herbert Heinlein von der DGM einen Raum in Heide, der über die nötige Größe verfügt. Die Wanderung soll 2021 dann – sofern möglich – wieder zur gewohnten Zeit im Mai stattfinden. Interessierte, die zur Gruppe stoßen wollen, können telefonisch Kontakt mit Hanne Nuijen-Bodenstein unter 04821-600133 oder mit Herbert Heinlein unter 0481- 5022072 aufnehmen. (bal)

(Quelle: HALLO Steinburg, 21.10.2020)